Südaustralien entlang des Explorer's Way

Indra Waldbüßer
Von Indra Waldbüßer
Geschrieben am: 05. Mai 2023
Reisebericht Australien

In Adelaide geht meine Reise los. Es ist inzwischen April. Australien wird von einem Regenband überzogen, das in Folge eines Zyklons (der in der Nähe von Broome an Land ging) mit seinen Ausläufern selbst Adelaide erreicht.

Pink Lake

Das Clare Valley mit seinem Riesling Trail, einer Fahrradstrecke zur Weinverkostung, wollte ich ansteuern, entscheide aufgrund des Regens aber um und nehme den direkten Weg in Richtung Norden.

Einen Zwischenstopp lege ich am Lake Bumbunga ein, einem Salzsee bei Lochiel. Instagram sei Dank erleben die pinkfarbenen Salzseen in Australien einen wahren Hype. Der Lake Bumbunga ist schön anzusehen. Entlang des Uferwegs gibt es Aussichtspunkte und Informationstafeln, anhand derer ich lerne, wie die Pinkfärbung entsteht: Es ist ein Zusammenspiel aus Salzen, Licht, Wärme und bestimmten Grünalgen. Je nach Wetter und Wolken, je nach Sonnenstand, und abhängig davon, ob es zuletzt geregnet hat oder nicht, erscheint der Salzsee in verschiedenen Pink-, Pastell- und Weißtönen. In der Mitte des Sees wurde ein Seeungeheuer installiert. Den Europäer lässt es sogleich an die Legende von Loch Ness denken. Vielleicht ist es Kunst, jedenfalls macht es auf dem Foto etwas her.

Quorn

Ich hoffe auf besseres Wetter und übernachte in der Nähe des Mount Remarkable Nationalparks. Für eine Wanderung erscheint mir der nächste Morgen nicht ideal und so setze ich meine Reise in Richtung der Flinders Ranges fort. In Quorn, einem kleinen Ort in den südlichen Flinders Ranges, stoppe ich erneut. Quorn ist ein staubiges Fleckchen. Es gibt eine Hand voll Unterkünfte, ein oder zwei Cafés und Zapfsäulen. Heute aber wirkt es richtiggehend belebt. Immer wieder an Wochenenden fährt die Pichi Richi Railway, ein historischer Dampfzug, von Quorn zum Pichi Richi Pass und zurück. Zum Sonnenuntergang werden in Quorn zwei hohe Silos kunstvoll mit bunten Bildern angeleuchtet. Silo Art ist im Süden Australiens derzeit in. Auch ein Silo Art Trail wurde vom Fremdenverkehrsamt eingerichtet (im Bundesstaat Victoria).

Rawnsley Park Station

Endlich reißt die Wolkendecke auf und mich erwartet die nächsten Tage blauer Himmel und schönster Sonnenschein, wenn auch kühl und bei kaltem Wind. Ich übernachte in den Flinders Ranges zunächst auf der Rawnsley Park Station. Die Schaffarm bietet bereits seit 1968 touristische Unterkünfte an. Inzwischen liegt dieser Bereich separat von der eigentlichen Farm auf der anderen Straßenseite. Wer die Farm kennenlernen möchte, kann an einer geführten Tour teilnehmen. Die Rawnsley Park Station bietet Blick auf Wilpena Pound und Rawnsley Bluff. Es gibt Villen, Bungalows und einen Campingplatz. Im beliebten Restaurant sollte unbedingt gleich bei Ankunft vorgebucht werden. Die Küche ist hervorragend. U.a. wird Känguru angeboten. Am besten bringt man sich für Mittags etwas zu essen mit. Sollte etwas fehlen, kann man im kleinen Laden am Campingplatz noch etwas nachkaufen.

Ikara Flinders Ranges Nationalpark

In den Ikara Flinders Ranges Nationalpark hinein geht es für mich am nächsten Tag auf einer geführten 4WD-Tour. Es werden Rundflüge und Helikopterflüge angeboten. Die Wanderwege auf dem Gelände der Rawnsley Park Station können in Eigenregie genutzt werden. Von hier aus, kann man auch 500 m aufsteigen zum Rand von Wilpena Pound. Die schönere Aussicht hat – wer noch ein Stück weiterwandert – am Rawnsley Bluff. Zur Abkühlung geht es nach der Wanderung in den Pool.

Die Landschaft der Flinders Ranges ist beeindruckend. Wilpena Pound ragt in die Höhe. Das Farbspiel der Chace Range ist wunderschön, besonders zum Sonnenuntergang. Da gönne ich mir gern ein Gläschen südaustralischen Wein. Noch beeindruckender und bedeutender ist aber das Alter der Flinders Ranges. Die gesamte Gegend war in Urzeiten von einem Meer bedeckt. Geologen fanden hier die ältesten Beweise lebender Strukturen überhaupt: Die Ediacara-Fauna wird auf ein Alter von mehr als 500 Millionen Jahren geschätzt. Für Geologen sind die Flinders Ranges ein Fenster in die Vergangenheit. Ich beobachte nach der Tour Ringsittiche, eine grüne Papageienart, Emus und Euros (eine Art Felsenkänguru), die hier weit verbreitet sind.

Wilpena Pound Resort

Mein nächster Stopp ist das Wilpena Pound Resort. Es gibt einfache Zimmer, Glamping-Zelte und den Campingplatz. Das Restaurant hat ein wenig Kantinencharme, aber die Lage des Campingplatzes direkt am Wilpena Pound ist einmalig. Von hier aus geht es zu Fuß oder per Shuttle-Bus hinein in den kraterähnlichen Wilpena Pound. Von einem Aufstieg zum St. Mary’s Peak sehe ich ab. Den Aboriginals ist dieser Punkt heilig, gilt er doch als Kopf einer Urschlange.

Parachilna & Arkaroola Wilderness Sanctuary

Für Parachilna und das historische Prairie Hotel bleibt keine Zeit. Über den kleinen Ort Flinders am Rande des Ikara Flinders Ranges Nationalparks, wo es ein schönes Café, eine Werkstatt, eine Tankstelle und ein Motel gibt, fahre ich zurück zum Stuart Highway. Nur wer mit einem Allradfahrzeug unterwegs ist, kann die Weiterreise zum Arkaroola Wilderness Sanctuary auf sich nehmen.

Port Augusta

Um die Mittagszeit erreiche ich Port Augusta. Nach einem kurzen Zwischenstopp am über 100 Jahre alten Water Tower und am Museum Wadlata Outback Centre fülle ich noch meine Essens- und Wasservorräte auf. Mittagessen gibt es im Restaurant des Botanischen Gartens. Das Australian Arid Lands ist gratis zugänglich. Die knallroten Blüten der Sturt's Wüstenerbse begeistern mich auf meinem kurzen Spaziergang durch den Garten sofort.

Outback

Ab sofort befinde ich mich richtig im Outback. Der Stuart Highway führt in langgezogenen Kurven und leichtem Auf und Ab durch die südaustralische Leere. Sträucher stehen teilweise am Straßenrand, Bäume gibt es so gut wie keine. Port Augusta bildet den letzten Außenposten vor dem roten Zentrum, vor der Mitte Australiens, vor dem Herzen von Down Under.

Schilder signalisieren mir, dass ich von Farmgelände zu Farmgelände fahre. Das Land ist in immens-große Stations unterteilt - Schaf- und Rinderfarmen scheinen sich abzuwechseln. 

Lake Hart

Nach weiteren 2:45 Stunden Fahrtzeit erreiche ich rechts des Highway den Lake Hart Lookout. Wer autark ist, kann hier im Camper übernachten. Ich unternehme einen Spaziergang hinab zum Salzsee. Durch einen Tunnel - ich muss meinen Kopf einziehen - geht es unter dem Bahngleis hindurch. Hier verkehrt 2 x wöchentlich auch The Ghan. Die legendäre Zugstrecke wurde erst 2004 fertig gestellt und durchquert den roten Kontinent von Süd nach Nord auf den Spuren des Entdeckers Stuart.

Ich überblicke den Salzsee Hart nur vom Ufer aus - das Betreten ist verboten. Der Lake Hart ist eine schier endlos erscheinende weiße Fläche angrenzend an rote Outback-Dünen.

Wirraminna Station

Spontan hatte ich mich am Vorabend dazu entschlossen, auf der Wirraminna Station im südaustralischen Outback zu nächtigen. Um ein Gefühl des australischen Farmerlebens zu bekommen, tauche ich ein in die Abgeschiedenheit der riesigen Rinderfarm.

Idealerweise liegen Farmhaus und Bed & Breakfast nur 2 km vom Stuart Highway entfernt. In einem Gebäude aus den frühen 1900ern sind zwei einfache Zimmer untergebracht - jeweils mit Küchenzeile, Ensuite-Bad und Grillbereich außen. Hier herrscht absolute Ruhe.

Cooper Pedy

Am Vormittag setze ich meine Reise fort nach Cooper Pedy. Die sogenannte Opal-Hauptstadt der Welt ist in die Jahre gekommen, die besten Zeiten sind vorüber. Staubig empfängt mich der heiße Outback-Ort. Nach einer spannenden Unterhaltung in der Touristeninformation schlendere ich entlang der Hauptstraße, werfe einen Blick auf die Opale in den Läden der Hauptstraße und auf die Aboriginal-Gemälde in Josephine’s Gallery. Einen Kaffee trinke ich im Café unter der Erde des Comfort Inn. Schließlich erreiche ich die Jewellers Shop Road, wo am Straßenrand jeder mit bloßen Händen nach Opalen ‚schürfen‘ kann. Ich wühle im Sand und in Geröll, aber so richtig will ich nicht fündig werden – wobei ein dünner Hauch von einem Opal könnte das doch sein?!

Den Abend verbringe ich im Big Winch Café mit Aussicht über die wenigen Dächer von Coober Pedy. Die Sonne geht über den Breakaways unter. Für den nächsten Morgen hatte ich eine Tour bei Noble Tours gebucht und werde im klimatisierten Allradbus abgeholt. Vorbei an einigen Kuriositäten wie alten Filmrequisiten machen wir uns auf den Weg zur Serbisch-orthodoxen Kirche, einer der wenigen Kirchen der Erde, die unter Tage gebaut wurden. Verhältnismäßig ist die Kirche klein, aber es zeugt von einem Meisterwerk der Baukunst, wie sie in Fels geschlagen wurde.

Ich darf die Fels-Wohnung meines Guides ansehen und erfahre allerhand spannender Anekdoten über das Leben in Coober Pedy. Wohnungen, Hotels und Kirchen liegen zum Großteil unter der Erde, weil die Lage eine Art natürliche Klimaanlage bietet. Die Winter können kalt werden in Coober Pedy, selten ist auch schon einmal Schnee gefallen. In der Sommerhitze erreichen die Temperaturen bis zu 50° C. Es kommt zu mitunter starken Winden. Im inneren der Erdwohnung bleiben die Temperaturen das ganze Jahr über nahezu gleich. Die gesamte Umgebung von Coober Pedy ist durchlöchert. Die Auswürfe aus den Opalminen liegen weit verstreut – überall Erdhügel. Im Stadtgebiet ist es inzwischen verboten zu graben. Es kam zu zahlreichen Unfällen durch offene Löcher. Anders als beim Goldabbau im großen Stil werden Opalminen i.d.R. von Einzelpersonen betrieben. Jeder kann sich einen Claim kaufen und dort nach Opalen schürfen.

Kanku-Breakaways Conservation Park

Mein Ausflug führt hinaus zum Dingo Fence, zur Moon Plain und in die Breakaways. Der Dingo Fence ist mehr als 5.000 km lang und soll die Farmen in Australiens Mitte vor den Dingos, einer Art wilder Hunde, schützen. Die dunkle Oberfläche der Moon Plain glitzert und funkelt im Sonnenlicht: Gips oder Gipsspat, der aussieht wie Glasscherben und überall verteilt liegt, reflektiert das Licht. Im Breakaways Conservation Park machen wir mehrere Stopps, um die mehrfarbige Landschaft zu fotografieren. Wer möchte, bekommt am Ende der Tour ein Gläschen Bubbles, australischen Sekt. Schlusspunkt war für mich ein Besuch in einer Opalmine. Mit Helmen bahnen wir uns den Weg. Bei Schwarzlicht leuchten die Opaladern in schrillen Blautönen.

Marla

Ich packe mir ein Picknick und führe meine Reise entlang des Explorer’s Way fort. Ich möchte heute noch Marla erreichen. Das Rastlager ist der letzte Ort in Südaustralien, bevor ich dann das Northern Territory befahre. Marla besteht aus einer Tankstelle, einem Rastlager, einem Campingplatz und einem Outback-Pub. Rustikal und urig geht es hier zu. Es ist Wochenende und ein Farmer aus der Umgebung scheint mit seiner Familie und den Kindern gekommen zu sein. Die restliche Klientel des Pub besteht aus Fahrern von Road Trains (extralangen Lastwagen – typisch australisch), Arbeitern, wenigen Urlaubern auf der Durchreise und ein paar wenigen Aborigines, die wegen zu viel Alkoholtrinkens vom Personal hinter dem Tresen ermahnt werden. Rau geht es hier zu im Outback. Günstig sind Bier und Pommes bzw. die einfachen Gerichte hier. Es ist meine letzte Nacht in Südaustralien.

Indra Waldbüßer
Über den Autor
Indra Waldbüßer

Schon Ende der 1990er machte ich meine erste Fernreise. Seitdem kamen zahlreiche Reisen auf ferne Kontinente hinzu. Mein erstes Ziel in Ozeanien war Neuseeland, doch Down Under ließ mich nicht mehr los. Aus eigenen Fernreisen kenne ich verschiedenste Ecken in Australien, Neuseeland und die meisten Südseeinseln.